Sasha Pivovarova über Künstlerinnen, Mütter und ihre Kollaboration mit Dior
Die kreative Sasha Pivovarova, Model und Mutter gleichzeitig hat ihr ganzes Leben lang Kunst gemacht. "Ich bin eine Expressionistin", erzählt sie, während der Dior New York Fashion Week, für die sie Installationen kreiert hat. Körperförmige Skulpturen aus farbigen Bändern, Gemälde, Collagen und ein gänzlich weisser Raum, den sie mit ausdrucksvollen Gesichtern bemalte, standen für sie im Vordergrund, während sie ihre eigenen Arbeiten für die Ausstellung kuratierte. Den Raum bemalte sie ihn am Tag vor der Veranstaltung und liess diesen Prozess für die Partygäste filmen, um ihn sich beim Champagner-Trinken anzuschauen. "Die Idee war, das Leben des Raumes und seine Art zu transformieren", sagt sie.
Die schwarzen, rührseligen Gesichter ähneln ihrer Frühjahrskampagne für Dior, in der sie auch Bilder malte und für sie modellierte. Dies passte perfekt zum Frühlingsthema von Dior Artistic Director Maria Grazia Chiuiris: Künstlerinnen. Während der Veranstaltung unterhielten wir uns mit Pivovarova über die Künstlerinnen, die sie inspirien, wie ihre Erfahrungen als Mutter ihre Werke beeinflussen und dass die Kunst schon immer ihre Leidenschaft war.
L'Officiel: Was für einen Einfluss hat Ihre Weiblichkeit auf Ihre kreative Arbeit?
Sasha Pivovarova: Dies ist momentan eine sehr grosse Chance für mich und ich bin Maria Grazia Chiuri sehr dankbar, da sie an meine Kunst und meine Kreativität glaubt. Sie ist selbst eine Frau, die eine Mutter hat - sie hat so viel Talent in verschiedenen Bereichen. Ich denke, es ist starkes Zeichen für alle Frauen weltweit und auch meine Ausstellung kann diese Botschaft zeigen und ausdrücken.
Es können nicht alle nur Hausfrauen und Mütter sein. Mütter sind schön, ich bin selbst eine. Aber wir sind mehr als nur diese eine Rolle: Wir sind multifunktional. Wir denken anders und wir sind nicht wie Jungs. Jungs konzentrieren sich auf eine Sache, wir können viel mehr tun. Wir können alles machen. Wir sind Mütter, Supermodels, Künstler, Designer, was auch immer wir sein wollen. Die Welt hat sich so verändert. Als Mutter denke ich, dass es sich in eine gute Richtung wandelt. Die weibliche Intuition, die wir in die männliche Welt bringen, wird die Dinge noch mehr verändern. Es wird mehr Möglichkeiten für unsere Töchter und die nächste Generation geben. Immer mehr Türen öffnen sich.
Was ist die Geschichte hinter Ihren Skulpturen?
Meine Skulpturen sind meine Babys, meine Venus, meine Madonna! Ich recycle gerne Kunst. Sie können meine Kunst-Reihe anschauen, in der ich Klebeband verwende. Ich fand es auf dem Schreibtisch meiner Tochter - fünf Farben, und ich begann mit einem Mosaik, wie ein alter Stil. Ich mag die Idee, dass man dieses Material nehmen kann, welches den gesamten Planeten ruiniert und daraus Kunst machen - etwas Schönes. Auch dies ist ein wichtiger Punkt für mich: Kunst ist für Tausende von Jahren mit oder in Stein gemacht worden. Für 600 Jahre wurden dann Leinwand und Papier benutzt. Sie waren die Priorität, das Material. Heute gibt es neue Technologie, andere Techniken, deshalb zeige ich das in meiner Ausstellung. Ich zeige verschiedene Serien von Arbeiten. Ich möchte, dass Menschen dorthin kommen und in meine Welt treten.
Weshalb war Kunst immer eine Leidenschaft für Sie?
Ich habe mein ganzes Leben lang Kunst gemacht. Ich habe nie aufgehört. Jedes Kind kann zeichnen. Aber mit fünf Jahren fangen einige Kinder an, mit Autos zu spielen, andere beginnen, mit Puppen zu spielen. Ich habe nie aufgehört mit Farben zu spielen. Ich liebe die verschiedenen Farben. Ich bin in der Sowjetunion aufgewachsen, der grausten Welt, die du dir vorstellen kannst. Überhaupt keine Farbe. Blau war allein Himmel, Gelb nur die Sonne. Im Grunde bin ich in einer grauen Welt aufgewachsen und schätze Farbe darum so sehr. Ich liebe Schönheit, ich liebe Mode. Es gab nicht viele schöne Gegenstände, also versuchte ich, Sachen aus der Garderobe meiner Mutter aufzuheben, neuzugestalten ... Mein ganzes Leben lang drücke ich mich schon durch ein kreatives Medium aus, also ist diese Ausstellung im Grunde ein Ausdruck meiner Welt. Alles, was ich berühre, hat einen Sasha-Stempel darauf.
Zu guter Letzt, von welchen Künstlerinnen haben Sie sich inspirieren lassen?
Es gibt so viele Künstlerinnen und ich bin wirklich froh, dass wir mehr und mehr geschätzt werden. Niki de Saint Phalle, Cindy Sherman. Ich mag Frauenkunst, weil es die ganze Welt ist. Es ist nicht wie auf der einen Seite, man sieht ein Bild. Sie müssen die gesamte Sammlung sehen. So ist es mit der Kunst. Wenn du ein Bild siehst, ist es vielleicht nicht genug, aber wenn du durch das Buch gehst, gelangst du in die Welt dieser Person, und das ist sehr kraftvoll.
Image Credits:
Kate Owen