Soko: "Ich entschied mich, Single zu sein"
Soko ist schwierig einzuschätzen. Und vielleicht ist das nicht einmal schlecht. Mit 32 entspricht die in Bordeaux geborene Künstlerin weder dem Klischeebild des französischen It-Girls noch dem der Underground-Musikerin. Nach dem grossen Erfolg ihrer 2007 erschienenen EP "Not Sokute" brachte Nathalie Sokolinski, so ihr bürgerlicher Name, zwei weitere Alben heraus, machte ein paar grossartige Features und übernahm etwa zehn Filmrollen, zum Beispiel vor zwei Jahren als Loïe Fuller in "Die Tänzerin" von Stéphanie Di Giusto. Nicht schlecht für eine, die aus ihrer Zerbrechlichkeit nie ein Geheimnis gemacht hat und ohne Umschweife über die Depressionen spricht, mit denen sie seit Langem zu kämpfen hat. Nun ist sie bereits seit zehn Jahren in Los Angeles, das zu ihrem neuen Zuhause geworden ist, und hat sich einen hypergesunden Lebensstil angewöhnt – vegane und glutenfreie Ernährung, Yoga und Meditation inbegriffen. Hier gab sie ihrem dritten Album, das in New York und der Stadt der Engel entstand, den letzten Schliff. In diesem Sommer wird sie für eine Reihe von Konzerten mit Nick Cave wieder auf der Bühne stehen. Eine Begegnung mit einer der interessantesten Persönlichkeiten ihrer Generation.
L’OFFICIEL: Wie fühlen Sie sich in diesem Moment?
Soko: Die meiste Zeit fühle ich mich ziemlich gut, ich wache morgens auf und stürze mich ins Yoga, bevor ich überhaupt Zeit habe, die Augen aufzubekommen. Ich habe nach 13 Jahren Leben auf Achse endlich ein Haus in Los Angeles. Ich habe endlich den grossen Sprung gewagt und mich mit dem Gedanken abgefunden, ein wenig Stabilität in mein Leben zu haben.
Zwischen der Musik und dem Film gibt es bei Ihnen keine Minute Stillstand. Wie finden Sie die Zeit, wieder Kraft zu sammeln?
Ich war schon immer ein Workaholic. Ich kann mit einem freien Tag nichts anfangen, da drehe ich mich im Kreis. Deswegen nehme ich mir für jeden Tag zu viel vor, ich mache immer zu viel. Ich gehe täglich zum Yoga und mache mehrmals die Woche kleine Wandertouren in den Bergen rund um Los Angeles. Ich habe das Glück, in einer Stadt zu leben, die Strand, Berge, Wüste und Parks zu bieten hat. Das nutze ich ausgiebig. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, daher habe ich ein echtes Bedürfnis, Bäume zu sehen, bis Gipfel hoher Berge zu erklimmen und mich ganz klein zu fühlen. Das sind Dinge, durch die ich mich besonders lebendig und verbunden fühle.
Sie haben das Jahr mit der Arbeit an Ihrem neuen Album zugebracht. Wie hat sich dieser Prozess des Schreibens abgespielt?
Ich war in einer ziemlich seltsamen Stimmung, als ich dieses Album gemacht habe, ich habe beschlossen, mich ganz der Musik hinzugeben. Ich hatte gerade eine Therapiephase hinter mir, die mir sehr gutgetan hatte, und ich hatte Lust und das Bedürfnis, mich ausschliesslich auf die Musik zu konzentrieren. Also habe ich beschlossen, für die Dauer der Arbeit an dem Album als Single zu leben. Kein Date, keine Küsse, keine Romantik, absolut kein intimer Moment. Das hat meine Beziehung zu den Leuten gestärkt, mit denen ich zusammenarbeitete, weil ich durch nichts abgelenkt war. Und das war wirklich befreiend. Ich lebte in New York, ich begann, zusammen mit Patrick Wimberly von Chairlift und James Richardson von MGMT das Album aufzunehmen. Alles lief auf sehr organische Weise ab, ohne eine konkrete Deadline. Einfach "Hast du Lust, heute Musik zu machen? Okay? Cool!", und daher habe ich den Grossteil der Songs im Studio geschrieben. Bei meinen vorherigen Alben war ich mit den Songs im Studio angekommen und war bereit für die Aufnahme, aber nun entstand alles ein wenig aus dem Stegreif und viel mehr durch Zusammenarbeit.
Lesen Sie das gesamte Interview in der aktuellen Ausgabe L'OFFICIEL Schweiz.
Image Credits:
Fotografie Daria Kobayashi Ritch
Styling Jennifer Eymère, in Gucci und Tiffany & Co.