Sich in Position werfen, diese essentielle
Modelkunst beherrscht Chanel Iman wie kaum
eine Zweite und adelt damit jedes Outfit aus den
neuen Kollektionen für den Herbst 2016.

In der kurzen Zeit seit dem Beginn ihrer Karriere ist Chanel Iman eines der erfolgreichsten afroamerikanischen Models &uuml;berhaupt geworden. Sie erschien auf Dutzenden von Zeitschriftencovern, darunter L&#39;OFFICIEL, Elle und vielen Ausgaben von Vogue und Harper&#39;s Bazaar. Ihr Lebenslauf ist in jedem Fall beeindruckend -&nbsp;ihre Fl&uuml;gel als Victoria&#39;s-Secret-Model erhielt sie 2010 und sie ist auch regelm&auml;ssig in der Sports Illustrated zu sehen.&nbsp;Chanel Iman begann ihre Karriere bereits als 12-j&auml;hriges Kindermodel und zog danach nach New York. Dort meldete sie ihre&nbsp;Tante f&uuml;r die Teilnahme an dem Wettbewerb &laquo;Ford Supermodel of the World 2006&raquo; an. Sie landete auf dem dritten Platz und so kam ihre Karriere ins Rollen. Im ersten Jahr lief sie bei einer beispiellosen Anzahl von Modenschauen. 2007 w&auml;hlte sie Anna Wintour pers&ouml;nlich aus f&uuml;r eine Gruppe mit neun anderen M&auml;dchen, die als die &laquo;n&auml;chsten Topmodels der Welt&raquo; bezeichnet wurden. Ihr erstes Cover wurde von Steven Meisel fotografiert. Dabei stand sie neben Agyness Deyn, Coco Rocha, Doutzen Kroes und Lily Donaldson.

Neben Engagements auf Shootings, Laufstegen und einer gelegentlichen Gala, achtet Chanel Iman darauf, der Gesellschaft etwas zur&uuml;ckzugeben und arbeitet in ihrer Freizeit mit verschiedenen&nbsp;Wohlt&auml;tigkeitsorganisationen zusammen. Als w&auml;re das noch nicht genug, &uuml;bernimmt das in Atlanta geborene Model auch Schauspielrollen &ndash; sie trat gemeinsam mit Jourdan Dunn und Joan Smalls in Beyonc&eacute;s Musikvideo Yonc&eacute; auf und spielte in dem Film Dope mit, der vergangenes Jahr herauskam.&nbsp;Chanel hat in kurzer Zeit viel erreicht. Nachdem sie f&uuml;r unsere zweite j&auml;hrlich erscheinende Power-Ausgabe Modell gestanden ist, spricht die 26-J&auml;hrige exklusiv mit uns &uuml;ber ihren Weg an die Spitze.

L&rsquo;OFFICIEL Schweiz: Sie geh&ouml;ren heute zu den bekanntesten Models der Welt. Was war Ihrer Meinung nach der echte Wendepunkt Ihrer Karriere, wann wurde Ihnen klar, dass Sie es geschafft haben?

CHANEL IMAN: Der Wendepunkt? Ich sch&auml;tze, als ich nach New York zog, &uuml;berall in der Stadt an Castings teilnahm und von Vogue gebucht wurde, ihnen verdanke ich einen grossen Teil meiner Karriere. Als Vogue-Model, bei der Zusammenarbeit mit ihren Stylisten und wichtigen Fotografen, habe ich viel &uuml;ber die Modebranche gelernt. Und dann nat&uuml;rlich die vielen Einladungen zu Events und Galas. Diese Entwicklung war umfassender, als ich es mir je h&auml;tte vorstellen k&ouml;nnen.

Was hatten Sie sich denn vorgestellt, wie es werden w&uuml;rde &ndash; bevor das alles anfing? 
Ich dachte immer, es w&uuml;rde glamour&ouml;s. Das ist es auch, aber auch noch viel besser. Ganz besonders, weil ich mir nie vorgestellt h&auml;tte, so viel zu reisen und so viele Orte zu sehen wie ich es jetzt tue. Ich habe immer davon getr&auml;umt, die Welt zu bereisen. Ich hatte das Gl&uuml;ck, Fotoshootings an einigen der sch&ouml;nsten Orte machen zu d&uuml;rfen. Orte, die ich niemals gegoogelt und noch weniger jemals bereist h&auml;tte &ndash; ich habe schon wirklich sehr viel Gl&uuml;ck gehabt.

Auf was in Ihrer Modelkarriere sind sie am meisten stolz? 
Die Zeitspanne. Es f&uuml;hlt sich an, als w&uuml;rde ich das schon ewig machen und es ist schwer, immer ganz vorne mit dabei zu sein und in der Branche aufzuwachsen. Viele M&auml;dchen versinken nach ein paar Saisons in der Bedeutungslosigkeit und ich bin sehr stolz darauf, dass sich meine Karriere auch nach all den Jahren weiterhin so gut entwickelt.

Hat sich die Modeindustrie ver&auml;ndert, seitdem Sie angefangen haben? 
Oh ja. Sie ver&auml;ndert sich st&auml;ndig. Sie ist jetzt ein bisschen vielf&auml;ltiger als zu der Zeit, als ich anfing. Im Moment steht eine neue Generation von M&auml;dchen in den Startl&ouml;chern. Sie sehen anders aus als diejenigen, die ich in meiner Anfangszeit kannte. Ja, die Branche ver&auml;ndert sich auf jeden Fall &ndash; und das ist gut so. Die Leute werden&nbsp;etwas offener und geben allen m&ouml;glichen Newcomerinnen eine&nbsp;Chance &ndash; Plus-Size-Model oder farbigen Frauen &ndash; und das sind Chancen, die sie vorher nicht hatten.

Sie werden immer nach den Problemen gefragt, denen farbige Frauen in der Modeindustrie gegen&uuml;berstehen. Haben Sie diese Schwierigkeiten aus erster Hand erfahren? 
Jede farbige Frau erlebt viel Ablehnung. Es war f&uuml;r mich als heranwachsendes junges M&auml;dchen sehr schwer, die Politik dahinter zu verstehen. Es ist nicht leicht. Wenn du lernst, dass das nur aufgrund deiner Hautfarbe passiert, ist das nicht richtig und es ist nicht fair. Aber so l&auml;uft es nun einmal.

Wer war Ihr Vorbild, als Sie aufwuchsen? 
Kate Moss und Tyra Banks.

Und jetzt? 
Meine Mutter, w&uuml;rde ich sagen.

Warum die Ver&auml;nderung? 
Einfach, weil mir mit dem &Auml;lterwerden klar wurde, wie viel meine Mutter f&uuml;r mich geopfert und getan hat. Ich bewundere sie. Sie ist eine so starke Frau. Ich respektiere meine Mutter in allem, was sie tut. Ich bin stolz darauf, dass sie meine Mutter ist und f&uuml;hle mich gesegnet, dass sie Teil meines Lebens ist. Ich bewundere jetzt viele Leute, die ich kenne. Wenn du erwachsen wirst und einen besseren &Uuml;berblick hast, wird dir klar, dass die Menschen, die du wirklich kennst, viel inspirierender sind. Es ist kein oberfl&auml;chlicher Respekt, wie der, den man sp&uuml;rt, wenn man Menschen auf Fotos bewundert.

Wie w&uuml;rden Sie Ihren privaten Stil einordnen? 
&laquo;Normalerweise trage ich von Kopf bis Fuss Schwarz, aber auf Reisen kommen ein paar Farben hinzu. Ich mag es schlicht &ndash; mir gefallen Boyfriend-Jeans und kurze Tops, dazu Springerstiefel und Lederjacken.&raquo;

Was ist das Beste an Ihrem Job? 
Ich kann der Gesellschaft etwas zur&uuml;ckgeben und ich kann meiner Familie etwas zur&uuml;ckgeben. Ich bin in einer sicheren Position und muss nicht mehr k&auml;mpfen &ndash; weil ich hart gearbeitet habe. Ausserdem freue ich mich sehr dar&uuml;ber, dass sich immer so viele spannende M&ouml;glichkeiten f&uuml;r mich er&ouml;ffnen. Ich habe es sehr gut, denn ich liebe meine Arbeit, ich liebe Fotoshootings, ich liebe es, am Set zu sein und ich liebe das Reisen. Ich liebe einfach alles an meinem Job.

Und was ist das Schlimmste? 
Ich sch&auml;tze, dass Ablehnung das einzige ist, das wirklich schwierig ist. Am Anfang meiner Karriere war es hart f&uuml;r mich &ndash; wenn man jung ist und sich niedergeschlagen f&uuml;hlt. Man wird heftig kritisiert und das f&uuml;hlt sich so pers&ouml;nlich an &ndash; also muss man stark bleiben und sich ein gutes Netzwerk aus Unterst&uuml;tzern aufbauen, damit man nicht das Selbstvertrauen verliert.

Vor kurzem habe ich gelesen, dass Sie viel humanit&auml;re Arbeit leisten. Was motiviert Sie dazu? 
Nun ja. Also, ich finde es sehr wichtig, etwas zur&uuml;ckzugeben &ndash; und man f&uuml;hlt sich dann einfach gut. Und ich mache das nur, wenn ich genug Freizeit habe, um Freiwilligenarbeit zu leisten. Wenn ich Liebe verbreiten und verschiedenen Foundations helfen kann, so tue ich das. Ich arbeite eng mit der Stiftung eines Freundes, der Fondation Kalou an der Elfenbeink&uuml;ste zusammen, wobei ich momentan viel unterwegs bin, sodass es fast unm&ouml;glich ist, das irgendwie einzubinden. Aber ich weiss, dass ich die M&auml;dels beim Fresh Air Fund sehe und ich besuche sie auch in ihrem Camp. Wann immer ich Zeit habe, versuche ich, so vielen Organisationen zu helfen wie m&ouml;glich.&nbsp;

Fotografie by Marie Schuller 
Styling by Christopher Maul

Striking poses

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