Bei der Ankunft im Land wurde sie zunächst noch von einer Gruppe Freunde begleitet, doch nun freut sich Alexa Firmenich bereits auf die folgende Etappe ihrer Reise. Ihr Solo-Weg soll sie heraus aus den eleganten Riads und gewundenen Gassen Marrakeschs Richtung Süden führen, die legendenumwobene Handelsroute der Karawansereien entlang bis tief in die Wüste Sahara. Hier schreibt sie über ihre Erfahrung bei dem Versuch, ganz in die Kultur einzutauchen.

Da ich erst vor Kurzem Mexiko verlassen hatte, wo ich derzeit lebe,&nbsp;war meine Haut gebr&auml;unt und veranlasste manche Einheimische zu der Frage, ob ich von den Berbern abstamme, und dieser Vermutung&nbsp;widersprach ich keineswegs. Ich&nbsp;zeichnete die staubige Fassade des&nbsp;Dar El Bacha mit den Fingerspitzen nach und stellte mir die Zeiten vor, als es den k&ouml;niglichen&nbsp;Hof des Paschas von Marrakesch Thami el Glaoui beherbergte.&nbsp;Im fr&uuml;hen 20. Jahrhundert avancierte dieser extravagante Palast zum Inbegriff orientalischer Pracht und Romantik, und h&auml;ufig waren hier alle m&ouml;glichen Mitglieder der interna- tionalen Upperclass zu Gast, galt es doch als gr&ouml;sster Luxus, einem der ber&uuml;hmt-ber&uuml;chtigten Bankette des exzentrischen Paschas beizuwohnen.&nbsp;

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Marokko mit seiner sp&uuml;rbar hedonistischen, freien Atmosph&auml;re hat schon immer Menschen angelockt, die das Vergn&uuml;gen suchten oder allem entfliehen wollten. W&auml;hrend der F&uuml;nfziger hatte Tanger einen gewissen Ruf als Treffpunkt der verschiedensten Rebellen aus der Gegenkultur &ndash; K&uuml;nstler und Ausl&auml;nder, die sich in der gesetzlosen &quot;internationalen Zone&quot;&nbsp;treiben liessen. Jede Lust konnte nach Belieben gestillt werden. Wie der Beat-Poet William Burroughs schrieb: &quot;Solange man nicht einen Raub begeht oder irgendein grob antisoziales Verhalten an den Tag legt, ist Tanger einer der letzten Orte der Welt, wo man genau das machen kann, was man will.&quot;&nbsp;Da war es kein Wunder, dass andere Vertreter der Beat-Generation &ndash; Jack Kerouac, Allen Ginsberg und Paul Bowles &ndash; bald darauf folgten und in den Trinklokalen und illegalen Vergn&uuml;gungsorten der Stadt Inspiration f&uuml;r ihre bekanntesten Werke fanden.&nbsp;

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Dann waren da Truman Capote, Mark Twain, Henri Matisse und die Rolling Stones, die sich alle irgendwann auf den&nbsp;Weg zu einem Initiationsritus nach Tanger begaben, den&nbsp;kreativen Prozess auskosteten und sich von der Kakophonie&nbsp;der Sinneseindr&uuml;cke anregen liessen, die die Stadt zu bieten&nbsp;hatte. Das Klagen der Rohrfl&ouml;ten, das Klingen der Zimbeln,&nbsp;tanzende Affen, wirbelnde T&auml;nzer, Schwertschlucker, Gaukler, Geschichtenerz&auml;hler und Schlangenbeschw&ouml;rer &ndash; ein&nbsp;summender Bienenstock menschlicher Gesch&auml;ftigkeit, dessen&nbsp;m&auml;rchenhaft exotisches Treiben einen Eindruck jenseitiger&nbsp;Selbstvergessenheit erweckte.&nbsp;

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Einige Tage sp&auml;ter fuhr ich mit meinem Reisef&uuml;hrer, dem&nbsp;Berber Hassan, heraus aus Marrakesch und via den Tizin&rsquo;Tichka-Pass weit hinauf in das Atlasgebirge. Ein Gef&uuml;hl grenzenloser Freiheit durchflutete mich. Bei der Fahrt hin- unter in die Oase Skoura mit dem treffenden Namen &quot;Tal der tausend Palmen&quot;&nbsp;f&uuml;hrte uns der kurvenreiche Weg durch Dutzende &uuml;ppiger Oasen, &uuml;ber die verstreut Haine mit Feigen- und Mandelb&auml;umen und Rosenstr&auml;uchern wachsen. Wir fuhren durch das weitl&auml;ufige Tal von Ouarzazate, wo sich der zum Weltkulturerbe geh&ouml;rende Ksur von Ait Ben Haddou befindet, der als die am besten erhaltene befestigte Kasbah des Landes gilt und vor allem daf&uuml;r ber&uuml;hmt ist, dass hier Lawrence von Arabien gefilmt wurde. Dutzende roter Lehm-Kasbahs mit Fensterschlitzen und br&ouml;ckelnden T&uuml;rmen sind in dieser Gegend des Landes zu finden, innen eisig kalt, d&auml;mmrige Labyrinthe aus Licht und Schatten.

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Am n&auml;chsten Tag f&uuml;hrte uns die Reise weiter in die W&uuml;stenstadt Merzouga, die Pforte zur Sahara. Ich stellte mir die Tausenden Kamelkarawanen vor, die einst aus der unerbittlichen W&uuml;ste herauszogen, beladen mit Sch&auml;tzen von Gold und Elfenbein und Sklaven, die kurz darauf in den staubigen W&uuml;stensouks den Besitzer wechseln w&uuml;rden. &Uuml;berall war eine grosse Energie zu sp&uuml;ren.&nbsp;

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In unserem Allradauto fuhren wir zu den leuchtend orangen Sandlandschaften von Erg Chebbi und kamen bei Anbruch&nbsp;der Nacht in dem zwischen D&uuml;nen gelegenen W&uuml;stencamp an. Gleich bei der Ankunft wurde ich mit Minztee und saftigen Feigen begr&uuml;sst, einem in Marokko &uuml;berall erh&auml;ltlichen Genuss. An diesem Abend lag ich eingewickelt in eine schwere Wolldecke auf dem Boden meines Biwakzelts, blickte zu den komplizierten Prismen und Arabesken am Zeltdach hinauf und liess mich komplett davon in Bann schlagen. Ich vergass v&ouml;llig, wo und wer ich war.

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Das W&uuml;stenleben kann man auf verschiedene Arten angehen. Wer das Fotografieren liebt, macht sich noch vor Tagesanbruch auf den Weg, um die Metamorphose der sinnlich geschwungenen Landschaft einzufangen, w&auml;hrend das Sonnenlicht die endlosen Weite der Ebenen durchflutet. Dann gibt es &uuml;blicherweise ein herzhaftes Fr&uuml;hst&uuml;ck. Ich habe meine Vormittage jeweils damit zugebracht, endlose Stunden lang zu Fuss durch die D&uuml;nen zu streifen und dazwischen immer wieder eine Tasse starken, s&uuml;ssen Minztee zu trinken. Bizarre Gedanken kommen einem in den Sinn, wenn man diese Landschaften allein durchquert, die Schritte auf dem unber&uuml;hrten Sand Spuren hinterlassen, um einen herum die schl&auml;ngelnden Muster kleiner Rinnsale, die einst Wasser f&uuml;hrten. Schattenumrisse scheinen als einzige Begleiter verstohlen neben einem herzuschweben, die Form zu wechseln und aus dem Nichts aufzutauchen und bekommen eine Pr&auml;senz, die nicht mehr ganz zu einem selbst geh&ouml;rt, sondern vielmehr ein Schatten der W&uuml;ste ist, der dem Sand geh&ouml;rt.

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Ein Kamelritt ist f&uuml;r sich allein genommen in der W&uuml;ste schon ein Einweihungsritus, wobei man sich gut am Sattel festhalten muss, wenn das Tier sich beim Aufstehen ruckartig bewegt. Irgendwann lief uns mein freches Kamel davon und wir mussten es quer durch die Landschaft verfolgen. Andere Campbewohner gingen zum Sandboarding oder flitzten mit ihren Sandbuggies in die Ferne. Manche besuchten Nomadenfamilien und D&ouml;rfer in der Gegend und durchk&auml;mmten unterwegs den Sand nach fossilen Ammoniten.&nbsp;

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Ich pers&ouml;nlich entschied mich f&uuml;r die Stille. Die heisse, dunstige Nachmittagshitze verlockte mich dazu, es mir in&nbsp;einem der vielen heimeligen Zelte gem&uuml;tlich zu machen, die &uuml;ber die Campanlage verstreut sind, und tr&auml;ge im &quot;Kleinen Prinzen&quot;&nbsp;von Antoine de Saint-Exup&eacute;ry zu lesen, noch so einem ber&uuml;hmten W&uuml;stenentdecker. Ich blickte hinaus auf das korallenrote Licht des Sonnenuntergangs, w&auml;hrend ich &uuml;ber seine Worte nachdachte und dem Lockruf des lodernd ockerfarbenen W&uuml;stenliedes nachsp&uuml;rte: &quot;Nur die W&uuml;ste besitzt diese Faszination, allein unter der Sonne durch das f&uuml;r immer herrenlose Land zu reiten, weg von der Menschheit... Das ist eine grosse Versuchung.&quot;&nbsp;Ich schloss meine Augen, w&auml;hrend der Rest der Welt langsam in Zeit und Raum verblasste.

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Wie es in der W&uuml;ste Tradition ist, lassen sich die Campbewohner nach dem Dinner ans Lagerfeuer locken. Jedes Zupfen der Berbergitarren, jeder Schlag auf die trockenen, gespannten Tierh&auml;ute sang in der Stimme der W&uuml;ste und seiner beharrlichen Bewohner, die z&uuml;ngelnden Flammen erhellten ihre Gesichter, sie trommelten im Mondlicht, als ob die undurchdringliche Stille der dr&uuml;ckenden W&uuml;stentage einen explosiven Auslass br&auml;uchte, damit sie uns nicht ganz verschlingt.

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Nach mehreren Tagen in diesem schl&auml;frigen, magischen W&uuml;stenrhythmus war es pl&ouml;tzlich an der Zeit, zu gehen. Da ich das Beste aus jeder mir bleibenden Minute machen wollte, f&uuml;hrte mich meine Wanderung weiter hinaus, als ich je zuvor gegangen war. Es d&auml;mmerte, und ich vergrub meine Zehen im heissen Sand, w&auml;hrend ich zur Spitze einer besonders gewaltigen D&uuml;ne hinauflief. Die Sonne versank hinter dem gl&uuml;henden Horizont. Die algerische Grenze war nur ein paar Kilometer entfernt. Genau hier, unter der grenzenlosen Unendlichkeit des n&auml;chtlichen Himmels, an lichterloh brennenden Feuern, beim Schlagen der Trommeln entstehen Religionen. Der traditionelle Name der Berber, imazighen, heisst &uuml;bersetzt &quot;freies Volk&quot;. Auch ich f&uuml;hlte den &uuml;berw&auml;ltigenden Drang, immer weiter in die W&uuml;ste hinauszugehen. Vielleicht ist genau das dem rebellischen Geist Marokkos l&auml;ngst bewusst &ndash; dass wir alle schon immer Nomaden waren und im Grunde noch immer sind.&nbsp;

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Nach der Ankunft am internationalen Flughafen von Marrakesch gibt es Transferm&ouml;glichkeiten in die eleganten Riads der Stadt. Um in die W&uuml;ste von Erg Chebbi zu gelangen, m&uuml;ssen Sie den Transport mit Ihrem W&uuml;stencamp organisieren und Richtung Osten durch Ourzazate und die Oase Skoura fahren (ca. 5 Stunden). Dort k&ouml;nnen Sie die Nacht in einem traditionellen Dar oder der Kasbah verbringen, um die Reise kurz zu unterbrechen (siehe Vorschl&auml;ge unten) und dann am folgenden Morgen in die W&uuml;ste Erg Chebbi weiterzufahren (ca. 5 Stunden), wobei Sie unterwegs an einigen W&uuml;stenst&auml;dten und Souks vorbeikommen, bevor sie bei Einbruch der Nacht das Camp erreichen. Verbringen Sie dort einige N&auml;chte und fahren auf einer anderen Route via Nekob and Agdz zur&uuml;ck nach Marrakesch (8 Stunden R&uuml;ckfahrt).&nbsp;

&nbsp;

Marrakesch

Riad Le Coq Berb&egrave;re

<a href="http://www.marrakechriad.info/ lecoqberbere.com">www.marrakechriad.info/ lecoqberbere.com</a>

Riad Yasmine

<a href="http://www.riad-yasmine.com">www.riad-yasmine.com</a>

Nomad 
(Mittag- und Abendessen) <a href="http://www.nomadmarrakech.com">www.nomadmarrakech.com</a>

Dar Yacout

<a href="http://www.daryacout.com">www.daryacout.com</a>

&nbsp;

Oase Skoura

Dar Ahlam

<a href="http://www.darahlam.com">www.darahlam.com</a>

&nbsp;

Erg Chebbi

W&uuml;stencamp:&nbsp;Luxus-W&uuml;stencamp

<a href="http://www.kitsune.fr">www.kitsune.fr</a>

&nbsp;

Tanger

Dar Nour

<a href="http://www.darnour.com">www.darnour.com</a>

&nbsp;

&nbsp;

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Image Credits: 
ZVG

&nbsp;

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Marokko, weit weg von allem

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