Stars und Konstellationen
Raynald Aeschlimann, Präsident und CEO von Omega, hatte zu dem Gala-Abend im Expo-I-Pavilion in Schanghai geladen. «Seit jeher ruft die ‹Constellation› bei Frauen auf der ganzen Welt Bewunderung hervor. Egal, in welchem Land – sie spricht Frauen mit jeder Art von Background und Stil an», sagte er. Cindy Crawford, Nicole Kidman, Alessandra Ambrosio und die chinesische Schauspielerin Liu Shishi waren als Ehrengäste gekommen, jede von ihnen geschmückt mit der neuesten Ausgabe der «Constellation» aus der «Manhattan»-Kollektion. Die ursprüngliche Version kam 1952 auf den Markt und erhielt 1982 ein neues Design sowie ihren jetzigen Namen. 1995 wurde sie nochmals überarbeitet. Cindy Crawford, die in jenem Jahr als Markenbotschafterin zu dem Unternehmen gekommen war, hatte dazu einen erheblichen Beitrag geleistet.
Das Supermodel machte vor Kurzem ihre langjährige Beziehung mit Omega zur Familiensache. Letztes Jahr wurden ihr Sohn Presley und ihre Tochter Kaia offizielle Omega-Botschafter. «Meine Kinder waren von klein auf Teil der Omega-Familie, denn Omega hat mich jeweils mitsamt der ganzen Familie eingeladen, wenn ich zu Events wie den Olympischen Spielen in Peking oder Vancouver ging. Als sie dann also die Gelegenheit bekamen, offiziell Teil der Omega-Familie zu werden, war uns allen einfach klar, dass der Zeitpunkt genau stimmte», erklärte Crawford einer ausgewählten Schar von Journalisten vor der Gala. «Sie waren dafür offen und hatten bereits mit dem Modeln begonnen. Was ich daran liebe, ist, dass so viele Brands versuchen, sich diese Art Beziehungen oder Geschichten auszudenken, und ich finde es wunderbar, dass es in diesem Fall gar nicht nötig ist. Kaia und Presley sind tatsächlich mit Omega aufgewachsen. Ich finde, solch eine authentische Geschichte ist in der Marketingwelt von heute sehr wertvoll. Durch die sozialen Medien ist heute alles so transparent, man kommt nicht mehr einfach mit leerem Gerede durch.»
L’OFFICIEL Schweiz: Was ist Ihr Geheimnis, um immer positiv zu bleiben?
Cindy Crawford: Nun, zunächst einmal liebe ich meinen Job und habe grosses Glück, dass ich ihn ausüben darf. Wenn ich zuhause bin und keinen Jetlag habe, nehme ich mir normalerweise jeden Morgen die Zeit, dankbar für alles zu sein, was ich habe. Und dann gehe ich in Gedanken meinen Tag durch, etwa «Okay, das habe ich heute vor» und sehe «Oh je, mein Terminplan ist zu vollgepackt, ich muss ein Meeting verschieben, weil es viel Verkehr hat» oder Ähnliches. Ich versuche einfach, Probleme von vornherein einzuplanen, damit ich mir den Stress erspare. Ich glaube, Dankbarkeit und eine gute Planung, um den Stress zu reduzieren – das hilft mir. An den meisten Tagen liebe ich die Arbeit und gehe am Abend auch gern wieder nach Hause.
Zeit ist kostbar. Wie verbringen Sie Ihre Zeit am liebsten?
Ich glaube, je älter man wird, desto mehr wird einem bewusst, dass Zeit das wertvollste Gut ist, das wir besitzen, und dass wir sie leider, auch wenn wir dagegen ankämpfen, nicht kaufen können. Für mich ging es eindeutig darum, wie ich mein Leben letztendlich leben will. Und da war es wichtig, dass wir nach Malibu gezogen sind. Wir leben am Strand und haben wirklich die Familie zu unserer Priorität gemacht. Sogar jetzt, da unsere Kinder älter sind – wenn sie sagen, dass sie zum Essen kommen wollen, dann werfen mein Mann und ich unsere Pläne über den Haufen, egal, was es ist, nur um mit Kaia Sushi essen zu gehen oder einen Film mit Presley anzuschauen oder so. Ich glaube, unsere Familieneinheit hat für uns einfach einen hohen Wert. So verbringe ich meine Zeit also am liebsten: mit der Familie.
Wie schaffen Sie es, Ihren Kindern echte Werte zu vermitteln, wenn sie in einer Branche arbeiten, in der es nur auf Schönheit ankommt?
Natürlich weiss ich nicht, ob ich recht habe, denn meine Kinder sind noch immer Kinder, also fragen Sie mich in zehn Jahren noch einmal... Aber oft denke ich, dass Kinder nicht wirklich auf ihre Eltern hören, zumindest meine, aber sie achten auf alles, was man tut. Wenn sie also sehen, dass man höflich zu anderen ist oder dass man hart arbeitet, dann arbeiten sie auch hart. Oder wenn sie sehen, dass man sich gesund ernährt. Sie lernen einfach durch Zusehen. Daher glaube ich, für meinen Mann und mich ist die Hauptsache, einfach gutes Verhalten vorzuleben und zu hoffen, dass es irgendwie verfängt.
Von der einen Ikone zur anderen
Wir trafen uns auch mit Nicole Kidman, um uns über Omega, #MeToo und ihre aktuelle Rolle in «Big Little Lies» zu unterhalten. Die Schauspielerin verrät, wie sie und ihr Ehemann Keith Urban es schaffen, das Beste aus ihrer freien Zeit zu machen. Sie rät dazu, nach Möglichkeit gar keine Arbeit mit nach Hause zu bringen.
«Natürlich arbeite ich viel, aber wenn ich frei habe, habe ich frei», so Kidman. «Keith und ich schaffen es gut, sofort abzuschalten, denn wir haben in Nashville ein wirklich schönes Leben, sehr einfach, ruhig und erholsam, so haben wir es uns eingerichtet. Wir haben uns recht strenge Grenzen dahingehend gesetzt, was wir an Arbeit in unser Zuhause lassen. Ich hatte früher ein Büro zuhause und habe es einfach abgeschafft – das war das Beste, was ich je gemacht habe. Und wir haben kein Fernsehgerät im Schlafzimmer – genau so ein Paar sind wir. Ich kann es nur empfehlen. Und keine Computer im Bett.»
L’OFFICIEL Schweiz: Sie sind schon seit längerer Zeit Omega-Botschafterin. Welches Modell tragen Sie am häufigsten?
Nicole Kidman: Am häufigsten trage ich die «Constellation», denn ich finde, sie eignet sich für tagsüber, ist aber auch eine Uhr für den Abend. Sie ist sehr durchgestylt, sehr chic, und die Leute sprechen mich immer darauf an, wenn ich sie trage. Aber wenn ich dann, sagen wir einmal, an die Oscars oder Golden Globes oder einen grossen Red-Carpet- Event gehe, trage ich gern Vintage-Uhren, denn die sind mit diesen exquisiten kleinen Diamanten besetzt, handgefertigt und haben eine Geschichte. Ich finde es wirklich herrlich, ein Vintage-Stück mit Geschichte zu tragen, das über die Zeiten fortbesteht. Das liebe ich einfach.
Einen Teil Ihrer Zeit verbringen Sie damit, anderen Frauen zu helfen und verschiedene Anliegen zu unterstützen. Ist das die beste Art, Ihre Zeit zu planen?
Ich habe vor inzwischen zwei Jahrzehnten mit meiner Arbeit als UN-Sonderbotschafterin für Frauen begonnen, denn mir war bewusst, dass UN Women vor Ort Basisarbeit leistet – in Kambodscha, in Liberia, meiner Kenntnis nach an allen möglichen Orten – im Hinblick auf ihr absolutes Engagement im Kampf gegen Gewalt an Frauen. Das begann, als ich vor zwei Jahrzehnten meine Arbeit mit ihnen aufgenommen habe. Das ist eine zeitliche Verpflichtung, und das ist etwas, was ich mache. Dafür bin ich gern bereit, um die Welt zu reisen, meinen Namen hinter mir zu lassen und zu recherchieren. Denn für mich ist es das Schlimmste, wenn ich über etwas spreche, ohne ein tieferes Verständnis davon zu haben. Ich sage so oft: «Moment, das verstehe ich nicht. Könnten Sie mir das bitte erklären? Ich verstehe es nicht.» Ich versuche immer dazuzulernen, so dass ich eine Botschaft vermitteln oder mit Kenntnis anstatt Unwissenheit sprechen kann.
Ihre Rolle in «Big Little Lies» ist momentan sehr relevant. Haben Sie interessantes Feedback von Frauen mit den gleichen Erfahrungen bekommen? Wie war es, als die Serie während der #MeToo-Bewegung herauskam?
«Big Little Lies» kam ja noch vor der #MeToo-Bewegung heraus, also war es in gewisser Weise ein Vorläufer. Wissen Sie, Liane Moriarty hat einen Roman geschrieben, einerseits sehr unterhaltsam, doch wenn man anfängt zu lesen, stellt er sich als sehr verstörend heraus, denn durch die Augen von Celeste wird einem ein bestimmter Typus der häuslichen Gewalt bewusst. Natürlich habe ich recherchiert, um die Rolle zu spielen, aber inzwischen habe ich enorm viel gearbeitet. Am Tag, nachdem ich den Emmy gewonnen hatte, war ich in San Francisco an einer Spendenveranstaltung gegen häusliche Gewalt. Für mich ist es ungemein wichtig, immer seine Arbeit zu verrichten und dann die Arbeit des Zurückgebens zu leisten, wenn das einen Sinn ergibt. Auf diese Weise habe ich immer mehr zu dem Thema dazugelernt. Deswegen habe ich in meiner Emmy-Rede gesagt: Das Problem ist sehr heimtückisch, oft ist es versteckt, oft will noch immer niemand darüber reden. Nun ist uns das Problem infolge der #MeToo-Bewegung stärker bewusst, aber es existiert sehr wohl noch immer, ist nach wie vor meist versteckt und mit enormen Ängsten verbunden. Ich bin der Meinung, das Wichtigste ist, die Gesetze zu ändern, denn sobald das geschieht, werden Frauen oder alle, die unter einem Machtmissbrauch leiden, insbesondere häuslicher Gewalt, sich mehr und mehr herauswagen, wenn sie merken, dass sie durch das Gesetz geschützt werden. Ich glaube, das ist unter anderem ein Weg, das Problem zu beseitigen. Jetzt haben wir gerade die zweite Staffel fertig, in der wir sehen, wie sich die Ereignisse aus der ersten Staffel auf das Leben der verschiedenen Figuren ausgewirkt haben. Wir wollten ganz authentisch vorgehen. Jetzt ist auch Andrea Arnold dabei, ein Regiewechsel also, diesmal bekommen wir einen weiblichen Blickwinkel. Wir sind übrigens noch mit Schneiden beschäftigt, also kann ich Ihnen noch nicht sagen, was herausgekommen ist. Nur so viel: Wir hoffen, dass wir für das Publikum etwas Grossartiges daraus machen. Aber man weiss ja nie.
Wieso bekommt «Big Little Lies» Ihrer Meinung nach so tolle Reaktionen, und was erwartet uns in der zweiten Staffel?
Es war wirklich eine Überraschung, dass die Serie überall auf der Welt gut ankommt, denn wir hatten nicht erwartet, dass sie eine derartige Reichweite haben würde. Ich habe also keine Ahnung, wieso. Es ist vielleicht einfach eine glückliche Fügung. Ich weiss noch, wie ich Reese eine Nachricht schrieb, als sie in Neuseeland mit Oprah «A Wrinkle in Time» drehte. Ich schrieb: «Du ahnst nicht, welche Reaktionen die Serie hier ausgelöst hat», und sie schrieb zurück: «Und du ahnst nicht, welche Reaktionen sie hier ausgelöst hat!» Das war grossartig, wie eine Welle, die immer weiter ansteigt. Und das Tolle am Fernsehen ist, dass die Zuschauer jetzt alles herunterladen und anschauen können, falls sie es beim ersten Mal verpasst haben. So kam die Serie zu diesem riesigen Publikum. Deswegen haben wir eine zweite Staffel gedreht, obwohl wir ursprünglich gar keine geplant hatten. Aus dem Grund war es so schwierig, die zweite aufzugleisen. Denn wenn man eine solche Serie macht, wird man normalerweise fest eingeplant für den Fall, dass es eine zweite oder dritte Staffel gibt, aber wir dachten eigentlich, wir machen eine Staffel und fertig.
Mussten Sie sehr dafür kämpfen, eine zweite Staffel zu bekommen?
Ja, wir mussten uns wirklich anstrengen, alle zusammenzubekommen. Ausserdem hatten wir für die erste Staffel ein Buch und für die zweite nicht. Für uns sprach jetzt aber, dass das Publikum eine Beziehung zu diesen Frauen aufgebaut hatte, wir hatten Storylines, die plötzlich voller Möglichkeiten steckten, und nach dem Ende der Serie merkten wir, dass es nicht nur darum ging, was mit Perry passiert war. Die Zuschauer waren tatsächlich an den Frauen interessiert, und das war eine sehr, sehr grosse Genugtuung. Und jetzt konnten wir die Geschichte ausbauen. Wir haben Meryl Streep mit hineingebracht, wir haben auch Renata, Laura Dern, Bonnie und Zoe Kravitz starke Storys gegeben. Anstatt dass es nur um Madeline/Celeste geht, haben wir die Handlung ausgebaut. Jane hat jetzt ebenfalls eine starke Storyline, auch wenn sie die, wie ich finde, schon in der ersten Staffel hatte.
Glauben Sie, die Zeiten haben sich seit dem letzten Jahr für die Frauen im Business geändert, allgemein und in Ihrem spezifisch?
Wirklich geändert? Ich würde nicht sagen wirklich geändert. Ich würde sagen, es gibt einen Prozess der Veränderung. Ich glaube, das Pendel schwingt extrem zurück, in dem Sinn, dass es Teil des Gesprächs wird, aber hat es tatsächlich eine enorme Veränderung bewirkt? Nein, noch nicht. Ich kann für meinen Beruf als Schauspielerin sprechen, wo es noch immer kaum Möglichkeiten gibt, mit Regisseurinnen zu arbeiten. Da gibt es definitiv keine Gleichstellung, und ich hoffe, dass genau das jetzt nicht im Gespräch verloren geht, denn vor etwa einem Jahr war das ein zentraler Teil unserer Diskussionen, doch wie so oft verlieren die Leute das Interesse, bis wir nach und nach immer weniger darüber sprechen. Aber es bedeutet auch, dass wir, und da meine ich nicht nur die hier anwesenden Frauen, sondern auch die Männer, die die Gleichstellung unterstützen, uns weiter anstrengen und einander unterstützen müssen. Das ist mir natürlich ein grosses Anliegen und wird es den Rest meines Lebens bleiben.
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