No more Brumm-Brumm?
Glaubt man den Zukunftsmobilitäsvisionären, dann gibts schon bald kein Vollgas mehr, sondern nur noch gezähmtes Dahingleiten in emissionsbefreiten Karossen in einem stillen Universum jenseits von röhrenden Motoren.
Klingt nicht erstrebenswert? Tja, da gibt es allerdings etwas, was ich durchaus als Good News sehen kann: wenn ich nicht mehr im Stau stehen, keine Zeit mehr für nervige Parkplatzsuche verwenden und mich derweil irgendetwas anderem widmen könnte, als dem Hintermann beim Nasenbohren zuzusehen. Dieser Gedanke hat doch was! Vor allem – und das zeigt uns doch schon ein Blick in die sozialen Medien dieser Welt, um uns dessen gewahr zu werden: Wir werden immer mehr auf diesem Planeten, und es gibt ganz schön viele von uns!
Nun ist es der zum chinesischen Geely-Konzern gehörende schwedische Autobauer Volvo, von dem wir momentan grad zeitgeistgemässe Zukunftsszenarien in Sachen Mobilität vorgesetzt bekommen: mit einer Konzeptstudie, die sich «360c» nennt und mit Schlagwörtern wie «Work-Life- Balance» oder «Zukunft unserer Städte» punkten möchte.
Volvo selbst sieht dieses Konzept als Wachstumsmarkt – und Zukunftsvision. Als Basis für eine Diskussion mit allen, die sich für dieses Thema erwärmen können. Was beinhaltet das Konzept denn genau? Der schwedische Premiumhersteller hat sich Gedanken gemacht, wie man unproduktive oder langweilige Reisezeiten angenehmer gestalten könnte. Die Strategen in Göteborg fragten sich also: Was passiert, wenn wir als Fahrer eines Autos obsolet werden, weil das Auto eben selbst fährt und somit vollautonom und auch vollelektrisch wäre? Die Antwort der Designer kam schnell: Juhuuu – dann können wir den Innenraum eines Autos komplett neu kreieren! Und die Manager freuten sich mit. Denn nicht selbst fahren heisst: mehr Zeit! Und somit mehr Zeit für anderes.
All diese Fragen stellen sich auch andere Hersteller. Spannend sind die von Volvo angestellten Rückschlüsse auf unser Zusammenleben unter solchen Bedingungen: Wäre man vollautomatisch und vollelektrisch nicht sicherer unterwegs? Vermutlich. Die Fehlerquelle Nummer 1 ist meist der Mensch. Vollelektrisches Fahren würde auch die Luftverschmutzung reduzieren, wir hätten generell weniger Verkehrsstaus, die Autos wären deutlich leiser unterwegs – und somit würde sich auch die Lebensqualität in den Städten erhöhen. Gleichzeitig, so das Argument von Mårten Levenstam, Senior Vice President Corporate Strategy bei der Volvo Car Group, schafft so eine Mobilität auch mehr Wohnfreiheit und nimmt den Druck von den Immobilienpreisen, was wiederum dazu führen könnte, dass Wohneigentum generell erschwinglicher wird: «Menschen sind nicht mehr auf die Nähe zu Städten angewiesen», bilanziert er mutig, «das rollende Volvo-360c-Büro ermöglicht es den Menschen, in grösserer Entfernung von überfüllten Städten zu leben.»
Aber es ist nicht nur das Arbeiten und Hin- und Herfahren zum Arbeitsort, was Volvo in seinem 360c anbietet, sondern auch Glamping (Glamorous Camping) vom Feinsten – denn in diesem selbstfahrenden Gefährt kann man auch bestens in die Ferien fahren, darin nächtigen, arbeiten (was den digitalen Nomaden entgegenkommen dürfte), wohnen, sich unterhalten und begegnen.
Reisen – aber eben anders.
Arbeiten – aber neu gedacht.
Pendeln – aber mit viel Freizeitvergnügen.
Fazit:
Müssen wir als «Petrol Head» um unsere Zukunft auf öffentlichen Strassen bangen? Yep! Sollten wir uns auch mal um etwas anderes als unser persönliches, egoistisches, automobiles Wohlgefühl kümmern und an die Umwelt denken? Ja! Ach, Jungs – es bleibt uns noch immer die Rennstrecke!
Sandra-Stella Triebl ist Verlegerin und Chefredaktorin von «Ladies Drive» und ein Serial Entrepreneur. Sie arbeitet seit über 25 Jahren für und mit der Autobranche, hat 10 Jahre lang eine Autoshow fürs Schweizer Fernsehen moderiert und dem Flotten- und Fuhrparkmagazin «aboutFleet» zu kommerziellem Erfolg verholfen.
volvocars.com
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