Beauty

Love Me Tender

Auch in der Welt der Schönheitspflege ist die Liebe oft die treibende Kraft hinter den grössten Erfolgsstorys. Wir erzählen die Geschichten von vier Labels, die von Beauty-begeisterten Paaren gegründet worden sind.
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Glamglow: Direkt vom roten Teppich
Dieses Paar hat den Hollywood-Glow für alle erfunden: Glenn und Shannon Dellimore spielen wie niemand sonst in der Kosmetikindustrie mit den ästhetischen Codes des Showbusiness. Ihre Geschichte ist ein Märchen aus dem Digitalzeitalter. Sie treffen sich Anfang der Nullerjahre nach dem richtigen Klick auf Match.com. Das Paar begeistert sich für Schönheitspflege (Shannon wurde praktisch mit Kosmetik gross, denn ihre Mutter arbeitete in der Beauty-Abteilung von Chanel, während Glenn eine Zeitlang in einem Spa beschäftigt war) und beginnt gemeinsam, an einem innovativen Konzept zu tüfteln. Bei einem Dinner in den Hügeln von Hollywood kommt der magische Moment. Die beiden Showbiz-Insider sind mit vielen Filmstars befreundet und bekommen erstmals eine Ahnung davon, wie wichtig eine makellose Haut in der professionellen Schauspielerei ist. Einer der anwesenden Stars sagt laut, er wünsche sich eine Pflegeserie, die den Schauspielern im Trailer am Set nach wenigen Minuten Anwendung ein Resultat schenkt, das so gut wie eine Behandlung im Kosmetikinstitut ist. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen: Keanu Reeves beschwert sich damals darüber, dass es für Schauspieler keine schnellen Lösungen für die Hautpflege gibt. So entsteht 2010 kurz nach der Finanzkrise die Marke Glamglow. Als die Marke noch nicht einmal einen Namen hat, hören die Studios von DreamWorks und 20th Century Fox von den Wundermixturen des Duos und bestellen Dutzende Tiegel von Youthmud, damals noch die Betaversion ihres zukünftigen Bestsellers: einer konzentrierten Peelingmaske für mehr Ausstrahlung, angereichert mit Schlamm und Grüntee-Extrakten. Sie bringt den matten Teint der Schauspieler wieder zum Leuchten, wenn er von einem stressigen Terminplan und zu vielen Partys strapaziert ist. Der Erfolg stellt sich sofort ein: Von Beyoncé bis Emily Ratajkowski reissen sich alle um die Wundermasken, die das Paar mit einer für die Stadt der Engel typischen sonnigen Energie in Teamarbeit entwickelt hat. 

Glenn und Shannon Dellimore bringen Karriere und erfülltes Familienleben unter einen Hut, reihen einen Erfolg an den nächsten und etablieren sich als glaubwürdige Spieler in einer eigentlich gesättigten Branche. Ihre so attraktiven wie wirksamen Produkte in der hippen Verpackung, in denen neben der soliden wissenschaftlichen Basis der Traum von Hollywood steckt, gewinnen immer mehr Fans. Ihr momentaner Bestseller #Glittermask greift clever die neuesten Instagram-Trends auf: fotogene Rezepturen mit Glitzerpartikeln, die dem Maskenritual ein wenig gesunde Selbstironie einhauchen, dabei aber trotzdem unheimlich effizient sind.


Sisley: Schönheit à la Francaise
Die Gründung von Sisley ist mit grossen französischen Namen verbunden. Es ist die aussergewöhnliche Geschichte einer aus Korsika stammenden Dynastie mit polnischen Wurzeln, die von ihrer Leidenschaft für Schönheit angetrieben ist. Bei den Ornanos ist der Beauty-Virus längst in die Gene übergegangen. Bevor Guillaume d’Ornano, der Patriarch dieser faszinierenden Familie, zusammen mit Armand Petitjean die Marke Lancôme gründete, arbeitete er mit François Coty zusammen, dem Parfümeur und Gründer des nach ihm benannten Kosmetikriesen.

Auch die beiden Söhne Hubert und Michel wagten mit der Gründung des nunmehr seit Jahrzehnten erfolgreich laufenden Labels Orlane den Sprung in die Kosmetikbranche. Doch was gab 1970 den Anstoss zur Gründung von Sisley? In diesem Jahr begegnet Hubert Isabelle Potocki, die wie er aus Polen stammt. Ihre Ehe besiegelt eine der grössten Erfolgsstorys Frankreichs, die der 2015 verstorbene Visionär in seinem Buch «La beauté en partage» wie folgt schildert: «Auf das Abenteuer Sisley liess ich mich nicht alleine ein: Meine Frau stand an meiner Seite. Sisley sollte unser gemeinsames Werk sein, unser sechstes Kind, sagten wir sogar im Scherz. Die Gründung von Sisley und dessen Erfolg waren untrennbar mit Isabelle verbunden. Als Symbol dafür wählten wir die verschlungenen Initialen H und I für die Innenseite aller Produktverpackungen.»

Im Lauf der Jahre entwickelt das Paar eine zum Kult gewordene Naturkosmetiklinie und schafft es, eine sehr attraktive Kundengruppe an sich zu binden. Die Émulsion Écologique, die Crème Réparatrice, Sisleÿa und Eau du Soir sind bis heute sichere Werte, die Mütter ihren Töchtern weiterempfehlen. Die Kinder des Paars, die im Familienunternehmen nach und nach die Zügel in die Hand genommen haben, setzen den Erfolg inzwischen fort: Unterstützt von seinen Schwestern Christine und Élisabeth hat momentan Philippe d’Ornano erfolgreich die Leitung von Sisley inne. Der Übergang hat sich schrittweise vollzogen, wie Hubert d’Ornano erklärt: «Als ein paar meiner Kinder in den Betrieb einstiegen, hütete ich mich, sie mit Vorgaben zu lenken. Vielmehr gab ich ihnen Ratschläge und Ermutigungen mit. (...) Im Grunde sprachen wir aber ‹nur von Sisley›, wie sie sich amüsiert erinnern.» 

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Evidens de Beauté: Eine französisch-japanische Leidenschaft
Evidens de Beauté ist zunächst einmal eine Lovestory: die Liebeserklärung des Markengründers Charles-Édouard Barthes ans Land der aufgehenden Sonne und insbesondere an seine japanische Ehefrau Eriko Nakamura. Für deren Pflegebedürfnisse und als Hommage an ihre Schönheit kreiert der einstige Leiter des Modehauses Jean-Louis Scherrer ein Premiumprodukt, das hochmodernes kosmetisches Know-how aus Japan mit französischer Raffinesse vereint. Nach dem japanischen Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung, dem sogenannten Kaizen, strebt das Label stets nach Exzellenz und bietet eine Linie gezielter, hoch konzentrierter Pflegeprodukte für das japanische Schönheitsritual an. Entwickelt werden sie von Professor Miyashita, einem international renommierten Forscher und Berater des japanischen Gesundheitsministeriums. Die vierzig bahnbrechenden, elegant verpackten Produkte machen sich den QAI-Komplex (Quadplex Active Ingredients) zunutze, einen effizienten, regenerierenden Wirkstoffcocktail aus Kollagen, Coenzym Q10, Aminosäuren und Maulbeerwurzelextrakt mit Anti-Aging-Eigenschaften. Der wachsende Erfolg wurde kürzlich dadurch gekrönt, dass das Haus Evidens de Beauté seinen eigenen japanischen Beauty-Tempel im Westen von Paris eröffnete. Die dort angebotenen Komplettbehandlungen vermitteln das Flair einer Reise in ferne Länder, wobei Gefühle und Empfindungen in diesem Konzept an zentraler Stelle stehen.


Leonor Greyl: Von einem Paar zum nächsten
Leonor Greyl, die Referenz in Sachen Haarpflege, feiert dieses Jahr das 50-jährige Bestehen. Das im Mai 1968 (ja, tatsächlich!) gegründete, bahnbrechende Naturkosmetik-Label wird heute von Caroline, der Tochter von Leonor und Jean-Marie Greyl, geführt. Der engen Verbundenheit des Gründerpaars, das sich perfekt ergänzte, ist eine Reihe von Beauty-Bestsellern zu verdanken, darunter das legendäre Huile de Leonor Greyl, das Shampoing au Miel et à la Crème Moelle de Bambou, die Haarmaske Quintessence sowie die fabelhafte Crème aux Fleurs, um nur einige zu nennen. Auf welche Geschichte blickt dieses ganz auf die Haarpflege ausgerichtete Unternehmen zurück, das zur Zeit der französischen Studentenunruhen gegründet wurde? In den Sechzigern verdient sich Leonor Greyl ihre Sporen ab, als sie zusammen mit ihrem Schwager Jacques Courtin eine Haarpflegeserie für Clarins entwickelt. Als er beschliesst, diese Sparte zu verlassen, um sich ganz auf Körper- und Gesichtspflege zu konzentrieren, macht Leonor ihre Leidenschaft für schönes Haar zu ihrem Beruf. Als sie ihrem zukünftigen Mann Jean-Marie Greyl begegnet, funkt es sofort. Zwischen der Beauty-Begeisterten und dem Ingenieur mit Faible für Botanik entsteht ein geradezu symbiotisches Verhältnis. «Meiner Mutter war ihr Aussehen immer wichtig. Sie hat zeitlebens neue Haarschnitte und -farben ausprobiert, sie hat ständig experimentiert», erzählt Caroline Greyl, die wir in der intimen Behaglichkeit eines Grandhotels an der Place Vendôme treffen. «Mein Vater wuchs während des Krieges auf, als es schwierig war, an Medikamente zu kommen. Damals lernte man, sich mit traditionellen Heilmitteln zu behelfen, indem man gesundheitsfördernde Pflanzen und Lebensmittel verwendete. Zwischen ihnen herrschte eine echte Synergie: Sie spielten sich gegenseitig Ideen zu, arbeiteten gemeinsam Rezepturen aus, und die Produkte wurden dann an den Kundinnen getestet – oder an mir, ihrem liebsten Versuchskaninchen.» 

Als Leonor ihrem zukünftigen Mann Jean-Marie Greyl begegnet, funkt es sofort. Zwischen der Beauty-Begeisterten und dem Ingenieur mit einem Faible für Botanik entsteht ein geradezu symbiotisches Verhältnis.

Nach ihrem Studium steigt Caroline bei Leonor Greyl ein, wo sie sich allmählich das Vertrauen ihrer Eltern erarbeitet. Von diesen bekommt die herzliche, engagierte Firmenerbin, die nie mit Beauty-Tipps geizt, ihr grosses Qualitätsbewusstsein und ihr Interesse für Naturkosmetik mit, und das Jahrzehnte vor der Bio-Welle. Während ihrer Ferien auf den Bahamas trifft sie den waschechten kalifornischen Surfer Tom, der dort als Animateur arbeitet. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Nach nur zwei Wochen beschliesst er, ihr nach Paris zu folgen. «Erst da hat er mir von seiner Ausbildung zum Meeresbiologen erzählt. Wir passten unverhofft gut zusammen», erzählt Caroline Greyl lachend. «In unseren Lebenswegen gab es echte Parallelen, die Nähe zu den Elementen der Natur war schon immer ein Grundpfeiler des Labels.» So vollzieht sich der Führungswechsel, und das aus Liebe gegründete Label wird harmonisch von einer Generation auf die nächste vererbt. Gibt es einen mütterlichen Rat, den Caroline immer im Hinterkopf hat und der sie durch den Alltag begleitet? «Sie hat mir immer wieder gesagt, dass für das Haar die gleichen Ansprüche gelten sollten wie für die Haut: gründliche Reinigung, regelmässige Pflege und qualitativ hochstehende Produkte.» 

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glamglow.com   sisley-paris.com   evidensdebeauté.com   leonorgrey.com

 

 

Illustrationen:
ALEXIS JAMET

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